Vor 30 Jahren: Litauen erklärt seine Unabhängigkeit

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Heute vor genau 30 Jahren, am 11. März 1990, erklärte Litauen seine Unabhängigkeit von Moskau. Dieses Ereignis besiegelte endgültig den Anfang vom Ende der Sowjetunion. 1988 beschloss bereits der Estnische Oberste Sowjet die Souveränität. Vytautas Landsbergis, der erste frei gewählte Präsident Litauens, vollzog also den ganzen Schritt. Kurz zuvor bei den Parlamentswahlen errang die Unabhängigkeitsbewegung Sajudis (Bündnis) die Mehrheit.



Für den innenpolitisch angeschlagenen sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow musste die Loslösung der Baltenrepublik eine Bedrohung für sein bereits bröckelndes Imperium bedeuten: Afghanistan war verloren, im Kaukasus tobte ein Bürgerkrieg zwischen Armenien und Aserbaidschan, die Esten und Letten drängten aus der Union, die Bürger*innen waren aufgrund der schlechten Versorgungslage, der Inflation und der Massenentlassungen in den ehemaligen Staatsbetrieben mehr als unzufrieden. Von seinem hohen Ansehen in Westen hatte Gorbatschow nichts, wenn er Zuhause ein Kaiser ohne Land war.

Um die Litauer einzuschüchtern, rollten im April 1990 Panzer durch Vilnius, junge Männer, die sich für die Heimwehr rekrutieren lassen wollten, wurden von sowjetischen Soldaten gejagt und verprügelt, und jede*r Bürger*in sollte sich entwaffnen. In vielen Haushalten gab und gibt es Jagdflinten. Das Säbelrasseln nach bewährter sowjetischer Manier beeindruckte weder die Bevölkerung, die noch mehr hinter Landsbergis stand, noch die Regierung. Also setzte der Kreml ein Ultimatum, die Unabhängigkeitserklärung zurückzunehmen, andernfalls würde die Union ihre Erdöllieferungen an Litauen einstellen. Litauen drehte den Spieß um: Weder Fleisch-, noch Milchprodukte sollten (außer an die Baltischen Republiken) an die Union geliefert werden. Gorbatschow und Landsbergis lieferten sich einen Handelskrieg - den am Schluss Litauen gewann.

Im Schatten des 1. Golfkriegs 1990/91 spitzte sich der Konflikt zu. Mit Hilfe des Militärs und des KGB sollten abtrünnige litauische Altkommunisten der "Kommunistischen Plattform" (dem widme ich einen eigenen Beitrag, weil auch das Teil des Konflikts in der "Januar"-Trilogie ist) an die Macht geputscht werden. Damit, so rechnete Moskau, würde das Land wieder unter Kontrolle. Der Bahnhof, der Flughafen, sowie das Pressehaus wurden von Soldaten besetzt. In der Nacht des 13. Januar 1991 sollte der Fernsehturm eingenommen werden, bei dem Versuch gerieten 13 Menschen unter die Panzerketten und starben. Daraufhin bauten Vilnius' Bürger*innen Barrikaden um das Parlamentsgebäude, um es vor Übergriffen der sowjetischen Armee zu schützen. Auch hierzu verfasse ich im Vorfeld von Staffel 3 "Aller Sünden Ende" einen ausführlicheren Beitrag.

Als im August 1991 in Moskau ein Militärputsch gegen Gorbatschow scheitert, nutzen die Baltischen Staaten die Gunst der Stunde und verlassen die Sowjetunion. An Weihnachten 1991 ist dieses Imperium Geschichte. Litauen, Lettland und Estland sind seit 2004 Mitglieder der EU und NATO.

Wem die Wartezeit auf die "Januar"-Trilogie doch noch zu lange dauert, kann mit "Himmel, Erde, Schnee" ins Thema einsteigen.


 


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