Rezept: Pirukad wie aus "Himmel, Erde, Schnee"

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Sicher kennt Ihr diese Szene aus "Unter dem roten Stern", oder werdet über sie stolpern. Genießt sie, danach gebe ich das Rezept für Lagles Pirukad weiter.



Eingehüllt in ihrem Tagtraum und fortgetragen von den melodiösen Arrangements bemerkte Lagle die Schritte vor der Tür nur nebenbei. Erst als sie sich öffnete, fuhr sie auf, wandte sich um und – Arvo sah sie unverwandt an.
„Kommst du, um mir zu helfen?“, fragte sie ihn. Sie konnte nicht vermeiden, dass sie dabei lachte.
Das lud ihn anscheinend erst recht ein, näher zu kommen. „Soll ich?“, entgegnete er.
Lagle knetete den Teig mit einer Hand durch. „Lieber nicht, denk an dein schönes Hemd.“
„Du kannst jagen, hast Talent zum Schauspielern, sprichst kluge Worte und kannst auch noch kochen“, sagte er. „Gibt es eigentlich etwas, was du nicht kannst?“
Sie atmete tief durch, sog seine Worte auf. „Ich kann nicht rechnen und ich kann nicht tanzen“, antwortete sie.
„Soll ich dir das glauben, Lagle aus Laanejärv?“, entgegnete Arvo. „Ich kann auf dem Flügel spielen. Letztes Mal habe ich vergessen, dich zu deinem Schuss zu beglückwünschen.“
„Welcher Schuss?“, fragte sie verwirrt.
„Der Elch“, antwortete er. „Ich habe ihn im Winter drüben in der Scheune gesehen. Dein Onkel hat mir erzählt, dass du ihn erlegt hast.“ Er trat hinter sie. Seine Nähe ließ sie angenehm erschaudern. „Vielleicht tanzen wir später ums Feuer?“
„Vielleicht.“ Sie begann den Teig auszurollen und schmale Schiffchen daraus zu formen, die sie mit dem Fleisch füllte.
„Lass mich dir doch helfen“, bot er sich an. „Schau nicht so.“
Das Sprühen aus Arvos Eisblau sprang auf sie über. Eine Glut, die leise und unbemerkt einen Flächenbrand entfachte.
„Wie, so?“, wunderte sie sich.
„So wie jetzt, mit diesen großen Augen.“
Sie hielt ihm einen Löffel entgegen. „Wenn du darauf bestehst, mir zu helfen, gib damit die Füllung in die Pirukad.“
„Ich habe Karten für das Sängerfest“, fuhr er fort. „Wenn du nichts anderes vorhast, möchtest du mit mir hingehen?“
Lagle meinte, sich verhört zu haben. Erstaunt fragte sie: „Das ist nett, dass du daran denkst. Aber was ist mit Sigrun?“
Er wischte sich die Hände am Küchenleinen ab, schnitt mit einer Bewegung die Luft. Sie verstand. Natürlich würde sie ihrer Cousine gegenüber kein Wort andeuten. Die Frage kreiste in ihren Gedanken, ob er sich Sigruns wirklich entledigen wollte, oder ob er nur mit ihr spielte.
„Ich werde darüber nachdenken“, sagte sie.
Ein verwegenes Lächeln umspielte seine Lippen (…)

© Ira Ebner 2017; 2020


Pirukad
Zutaten für ca. 12 Stück
250 ml Milch, 80 bis 100 g zerlassene Butter, 1 Päckchen Trockenhefe, 2 EL Zucker, 1 EL Salz, 500 g Mehl (ich verwende jeweils 250 g Roggen- und 250g Weizenmehl)
Für die Füllung: 200 - 300 g durchwachsenen Speck, 2 Eier, 2 Zwiebeln, Pfeffer, Majoran, Dill



In der Milch Trockenhefe auflösen, auf mittlerer Stufe leicht erwärmen (soll lauwarm sein), vom Herd nehmen und 10 Minuten ruhen lassen. Mehl, Butter, Zucker, die Milch-Hefe-Mischung und Salz in einer Schüssel zu einem Teig verkneten und so lange gehen lassen, bis die Füllung zubereitet ist. 



Für die Füllung den Speck in kleine Würfel hacken, die Zwiebeln mit etwas Butter in einer Pfanne glasig dünsten, den Speck dazugeben und mit Gewürzen abschmecken und etwas abkühlen lassen und mit den Eiern vermischen. Backofen auf 200 Grad vorheizen. Aus dem Teig kleine Kugeln formen und ausrollen. Jeweils in die Mitte einen Esslöffel von der Füllung geben und zusammenklappen, die Ränder mit dem Löffelstiel zusammendrücken. Auf einem mit Backpapier belegten Blech ca. 15 Minuten backen, bis die Pirukad goldbraun sind.
Die Pirukad eignen sich perfekt als Vorspeise oder Fingerfood.



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