Social Media Hashtags: #roman #politik #zeitgeschichte #1980er #osteuropa #wendezeit #wendejahr1989 #Rezension
Dass sich Liebe nicht immer erfüllt, erfährt Attila erneut, als er sich bei einer Romeo-Mission dem Securitate-Offizier Sergiu annähern soll. Diese Mission ist Teil des Auftrags, den ihm sein Vorgesetzter, Maresal Ion "Nelu" Nicolescu erteilt: Den Gegner Sowjetunion nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl der Lügen strafen und HIV-infizierte Homosexuelle zu töten. Allerdings verliebt sich Attila in Sergiu, was seine Karriere ruinieren und ihn in Lebensgefahr bringen kann. Letztendlich bleibt ihm die Wahl, opfert er sich, oder Sergiu?
1989 - Attila und Sergiu haben sich entfremdet, in den ehemaligen Bruderländern sind die Prozesse des Umbruchs im Gange, während das Regime in Bukarest noch immer fest im Sattel sitzt. Auf Attilas Hochzeit mit einer Verwandten des Diktators Ceasescus begegnen sie einander wieder, bis die Ereignisse, die der Mauerfall als Sogwirkung bis nach Timisoara mit sich zieht, sich zuspitzen. Hier schließt sich der Kreis zum Prolog und die Handlung nimmt ihren atemlosen Lauf bis hin zu Ceasescus Sturz am 25. Dezember 1989 ...
Rumänien in den 1980ern. Drei Freunde trotzen den gesellschaftlichen Konventionen ihrer Zeit. Der Ungar Attila schwärmt heimlich für seinen Lehrer. Sein bester Freund Tiberiu, Sohn des Chefs der rumänischen Geheimpolizei, möchte sich in der Armee beweisen, sympathisiert aber mit einer Revoluzzergruppe. Und die Roma Viorica wird zur Hochzeit mit einem gewalttätigen Mann gezwungen.
Als ein politischer Skandal die drei auseinanderreißt, müssen sie sich entscheiden, auf welcher Seite sie kämpfen wollen. Für oder gegen Diktator Ceausescu. Für oder gegen das eigene Glück.
Eine Geschichte über Verschwörung und Revolution, Liebe und Hass, und wie Freundschaft tiefe Gräben überwinden kann.
Silvia Hildebrandt wirft uns gleich zum Einstieg in die angespannten Tage unmittelbar vor dem Sturz Nicolae Ceausescus im Dezember 1989. Attila Novak, genannt "Attila der Hunne", legt den "Bolero" von Ravel auf. Wie immer, um einen Gefangenen der Securitate zu verhören und zu foltern. Doch diesmal sitzt ihm sein früherer Schulkamerad und Freund Tiberiu Tudorescu gegenüber, der der Widerstandsgruppe "Weißer Winter" angehören soll.
10 Jahre zuvor: Attila und Tiberiu besuchen die Politehnica in Timisoara, kehren lediglich an den Wochenenden in ihr Dorf in der Puszta zurück. Während der charismatische Tiberiu beliebt wie gefürchtet ist, da sein Vater Chef der Geheimpolizei Securitate ist und beide Eltern meistens am Hofstaat der Ceausescus in Bukarest weilen, versucht Attila seine Homosexualität zu verbergen. Jeden Freitag nach dem Unterricht trifft er heimlich seinen Chemielehrer in dessen Plattenbauwohnung, bevor er den Zug zurück in sein Heimatdorf nimmt. Die Freitage sind Attilas Lichtblick im autoritären Internatsalltag, wo die Jugend die Treue zum kommunistischen Regime eindoktriniert bekommt.
Für Attila ist es schwer, in einer Diktatur zu Beginn der 1980er Jahre (damals war auch im Westen Homophobie üblich und der Paragraf 175 noch nicht abgeschafft) seine Liebe zu einem reiferen, verheirateten Mann auszuleben. Um nicht aufzufallen und Tiberius Hänseleien zu entgehen, erfindet er eine Freundin aus dem Nachbardorf. Erschwert wird das "Mannsein" auch noch durch einen besonderen Initationsritus: Ein Schwein, den "Halbgott der Puszta" zu schlachten und mit dem Vater auf die Jagd zu gehen - nicht ohne zuvor ein Glas des traditionellen rumänischen Schnaps Palinca zu trinken.
Nach dem tragischen Ende der Beziehung und um seinen Freund Attila zu schützen, verhilft ihm Tiberiu zu einer Karriere bei der berüchtigten Geheimpolizei Securitate. Sein Vater, Ion "Nelu" Nicolescu, hat den Rang des Maresals und Beziehungen bis in die höchsten Kreise von Bukarest.
Nach dem tragischen Ende der Beziehung und um seinen Freund Attila zu schützen, verhilft ihm Tiberiu zu einer Karriere bei der berüchtigten Geheimpolizei Securitate. Sein Vater, Ion "Nelu" Nicolescu, hat den Rang des Maresals und Beziehungen bis in die höchsten Kreise von Bukarest.
Als fester Bestandteil, wenn sie auch am Rande unter dem Stacheldrahtzaun des Fabrikgeländes leben, gehören die Roma zur Dorfgemeinschaft. So auch die junge Viorica, deren Leben perspektivlos erscheint: Bereits als kleines Mädchen wurde sie dem rabiaten Bohdan versprochen, die Hochzeit mit ihm scheint unausweichlich. Eine von Vioricas täglichen Aufgaben ist es, den betrunkenen Vater aus der Dorfpinte zu holen und nach Hause zu bringen. Der einzige Lichtblick scheint ihr Tagtraum von der Flucht über Ungarn nach Österreich, gemeinsam mit ihrer heimlichen Liebe Tiberiu. In die Stoffrosen ihres Brautkleids hat Viorica gestohlenes Geld eingenäht, das ihnen in die Freiheit verhelfen soll. Stattdessen flieht sie nach Timisoara, sucht Tiberiu auf, der heimlich mit Anna, Attilas Schwester liiert ist, und putzt, ohne Fragen zu stellen, Attilas Folterkeller.
Dass sich Liebe nicht immer erfüllt, erfährt Attila erneut, als er sich bei einer Romeo-Mission dem Securitate-Offizier Sergiu annähern soll. Diese Mission ist Teil des Auftrags, den ihm sein Vorgesetzter, Maresal Ion "Nelu" Nicolescu erteilt: Den Gegner Sowjetunion nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl der Lügen strafen und HIV-infizierte Homosexuelle zu töten. Allerdings verliebt sich Attila in Sergiu, was seine Karriere ruinieren und ihn in Lebensgefahr bringen kann. Letztendlich bleibt ihm die Wahl, opfert er sich, oder Sergiu?
1989 - Attila und Sergiu haben sich entfremdet, in den ehemaligen Bruderländern sind die Prozesse des Umbruchs im Gange, während das Regime in Bukarest noch immer fest im Sattel sitzt. Auf Attilas Hochzeit mit einer Verwandten des Diktators Ceasescus begegnen sie einander wieder, bis die Ereignisse, die der Mauerfall als Sogwirkung bis nach Timisoara mit sich zieht, sich zuspitzen. Hier schließt sich der Kreis zum Prolog und die Handlung nimmt ihren atemlosen Lauf bis hin zu Ceasescus Sturz am 25. Dezember 1989 ...
Der absolut lesenswerte Roman "Die Stadt der Freiheit" besticht mit der bedrückenden, wie auch authentischen Atmosphäre des Kalten Kriegs und des Regimes Ceausescus, aber auch mit der Verwegenheit des Balkans. Auch Silvias Schreibstil hat mich tief beeindruckt mit Sätzen wie:
"Die Räume auf dem Bulevard Corsarii glimmen düster, kein Licht erreicht die Büros durch die winzigen Fenster. Die flackernden, summenden Glühbirnen beleuchten die Beamten des Geheimdienstes in einem scharfen, kalten Blau."
"Als sein Arbeitstag zu Ende ist, verwandelt ein Wolkenbruch die Straßen Timisoaras in reißende Flüsse. Strömungen und Wirbel schwirren in den Schlaglöchern wie Csárdástänzer."
"Wir sind das Volk, Attila. Schau dir das an." Tiberiu lächelt. Er breitet seine Arme aus, zeigt auf die Dutzend Bildschirme im Senderaum, die immer und immer wieder die selbe Szene zeigen; eine junge Frau tanzt auf der Mauer, ihre Arme hoch erhoben, ihre Finger formen das Siegeszeichen. Sie weint vor Glück und ihre blonden Locken und helle Kleidung verleihen ihr das Aussehen eines Engels, einer Statue der Freiheit."
Übrigens ist "Die Stadt der Freiheit" ein anderer Name für Timisoara, wo im Dezember 1989 die rumänische Revolution ihren Anfang nahm. Romane wie "Die Stadt der Freiheit" sind wichtig, um besonders im Westen ein Bewusstsein für die neuere Geschichte Europas zu schaffen und die Wende von 1989/90 weniger auf das Ereignis des Mauerfalls zu reduzieren, sondern als Gesamtbild zu betrachten.
"Die Räume auf dem Bulevard Corsarii glimmen düster, kein Licht erreicht die Büros durch die winzigen Fenster. Die flackernden, summenden Glühbirnen beleuchten die Beamten des Geheimdienstes in einem scharfen, kalten Blau."
"Als sein Arbeitstag zu Ende ist, verwandelt ein Wolkenbruch die Straßen Timisoaras in reißende Flüsse. Strömungen und Wirbel schwirren in den Schlaglöchern wie Csárdástänzer."
"Wir sind das Volk, Attila. Schau dir das an." Tiberiu lächelt. Er breitet seine Arme aus, zeigt auf die Dutzend Bildschirme im Senderaum, die immer und immer wieder die selbe Szene zeigen; eine junge Frau tanzt auf der Mauer, ihre Arme hoch erhoben, ihre Finger formen das Siegeszeichen. Sie weint vor Glück und ihre blonden Locken und helle Kleidung verleihen ihr das Aussehen eines Engels, einer Statue der Freiheit."
Übrigens ist "Die Stadt der Freiheit" ein anderer Name für Timisoara, wo im Dezember 1989 die rumänische Revolution ihren Anfang nahm. Romane wie "Die Stadt der Freiheit" sind wichtig, um besonders im Westen ein Bewusstsein für die neuere Geschichte Europas zu schaffen und die Wende von 1989/90 weniger auf das Ereignis des Mauerfalls zu reduzieren, sondern als Gesamtbild zu betrachten.
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