Eine Liebe, die nicht sein darf - Rezension "Tyrannen '86" von Silvia Hildebrandt

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Zu diesem besonderen Schätzchen bin ich durch die Teilnahme an einer Leserunde gekommen. Die aus Rumänien stammende Autorin Silvia Hildebrandt lud dazu ein, ihre Novelle "Tyrannen '86" auf Lovelybooks zu lesen und zu diskutieren. Der Klappentext sprach mich sofort an, denn Osteuropa, die Wendezeit und Zeitgeschichte sind ja der Stoff meines bisherigen Hauptwerks schlechthin, und das wahrlich seit 1989.



Klappentext "Tyrannen '86":

"Es gibt keine Homosexuellen in der Sozialistischen Republik. Keine echte Liebe. Diese korrupten Ideen aus dem Westen existieren nicht in einer perfekten Welt."

Sergiu Tudorescu strebt eine Karriere als Securitate-Agent im kommunistischen Rumänien der 1980er Jahre an. Als seine geheime Beziehung mit Andrei entdeckt wird, droht ihm die Todesstrafe.
Nur ein Auftrag kann ihn noch retten: er soll seinen charismatischen Kollegen, Colonel Attila Novak, ausspionieren und beweisen, dass dieser ebenfalls homosexuell ist. 
Doch als Sergius Mission kurz vor der Vollendung steht, zögert er, Noval auszuliefern. In den Wochen, in denen sie sich näher gekommen sind, verliebte sich Sergiu Hals über Kopf in sein Zielobjekt ...
Doch jetzt gibt es nur noch eine Option: töten oder getötet werden. 
 
Schauplatz der Handlung ist Timisoara in den 1980er Jahren, Protagonisten sind die beiden (homosexuellen) Securitate-Offiziere Attila und Sergiu.
Mitte der 1980er Jahre führt Nicolae Ceausescu dank seines Geheimdienst-Apparats die Geschicke des sozialistischen Rumäniens mit eiserner Hand, während in der UdSSR, zu der nicht unbedingt ein gutes bruderstaatliches Verhältnis besteht, Michail Gorbatschow seine Reformen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft umsetzt. 1986 ist das Jahr der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl und das AIDS-Virus breitet sich weltweit aus.
Vor diesem Hintergrund lernen sich Attila Novak, der der ungarischen Minderheit in Rumänien angehört, und Sergiu Tedorescu, kennen und sollen für die Securitate Geheimakten zu Tschernobyl und AIDS bearbeiten. Bei diesem Auftrag kommen sich die beiden Männer näher und beginnen eine Beziehung zueinander. Doch Sergiu soll seinem Vorgesetzten brisante Fotos und Details von Attila beschaffen, während Attila im Auftrag der Regierung aidskranke Homosexuelle ermorden soll … Kann eine Beziehung in einem System, in dem es offiziell keine Homosexualität geben darf, halten, oder stehen Befehl und Gehorsam auf tragische Weise im Weg?
Die Autorin schafft es, die beklemmende Stimmung einer Diktatur wie im Rumänien der Ära Ceausescu mit schnörkellosen Wortbildern einzufangen, mit knackigen Dialogen Tempo und Leben in die Charaktere zu bringen und sie verzichtet glücklicherweise auf Schwarzweißmalerei. Damit bleibt Attila Novak eine interessante, wie auch überraschende Figur.

Ich freue mich schon auf "Timisoara!" Endlich gibt es Lesestoff, der einer Serie wie "Deutschland '83/'86" das Wasser reichen kann.

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