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Die Nächte werden heller und länger, Mittsommer oder Jaanipäev, wie der Tag der Sommersonnwende in Estland heißt, rücken näher. Bei den derzeitigen Temperaturen lädt die Natur dazu ein, so viele Stunden wie möglich im Freien zu verbringen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie schwer bei Hitze und gewitterlastiger Luft die Arbeit am Laptop fällt. Bleiben nur die Morgenstunden, bevor ich mich auf den Weg mache und Teil des Pendlerstroms nach München werde, oder die kühle Abendbrise durch das weit geöffnete Fenster. "Unter dem roten Stern" ist abgeschlossen, Teil 2, "Der Gesang der Freiheit" befindet sich in der Überarbeitungsphase.
Liebe Testleser, holt Euch ein kaltes Bier, sammelt üppige Sommerblumen auf den Wiesen und genießt mein Lob für Euer Durchhalten. Katharina etwa hat "Unter dem roten Stern" innerhalb von vier Tagen komplett gelesen und mir dankenswerterweise ihre wertvollen Anmerkungen und Ergänzungen gegeben. Ihr haben die späteren Leser zwei weitere Szenen zu verdanken, in denen sich die Dramatik zuspitzt. "Wortbilder, wie mit dem Aquarellpinsel gemalt", lautet ihr Eindruck vom Auftakt der "Himmel-Erde-Schnee-Saga".
Einstweilen entlasse ich Euch in diesen weiteren Sommertag mit einem Kurzausflug zurück in der Zeit und Ausblick auf das Kommende.
Einstweilen entlasse ich Euch in diesen weiteren Sommertag mit einem Kurzausflug zurück in der Zeit und Ausblick auf das Kommende.
Als
Lagle die Pirukad auf den Tisch unter
dem freien, hellen Himmel des Nordens stellte, galt ihr das Lob, gehörte ihr
die Anerkennung. Doch ihr Herz sank in sich zusammen, als sie jetzt Arvo und
Sigrun gegenübersaß und das eingespielte Paar vor sich sah. Mücken, angelockt
von den vielen Gerüchen und der Schwüle, umschwirrten sie.
Ihre Kehle schnürte zu, während sie
mit der Gabel in der Piroge stocherte. Das Gefühl, stattdessen tausend Steine
und spitzes Metall zu schlucken, kehrte zurück. Gleichzeitig brodelten
Eifersucht und Verzweiflung.
„Schade, dass wir nicht gemeinsam
zum Sängerfest gehen können“, sagte Sigrun. „Ausgerechnet an dem Tag muss ich
arbeiten. Es hätte mir viel bedeutet, nachdem ich ja nicht selbst dort
auftreten kann.“
Arvo griff nach seinem Bier.
Dabei suchte sein Blick Lagles Augen. Am liebsten wollte sie aufspringen und
weglaufen. Eine Mücke landete auf ihrem Arm. Sie erschlug sie, schnippte das
platte Insekt weg. Er grinste sie konspirativ an. Unter dem Tisch schob er
seinen Fuß zu ihr. „Wollen wir später tanzen?“, fragte er.
Ein Lachen unterdrückend nickte
sie. Sigrun richtete sich auf. Ihre Haltung sprach Unsicherheit aus, als wüsste
sie nicht, was sie davon halten sollte.
Siiri begann währenddessen ihren
Tanz alleine. Ihre Schritte stampften auf der Erde, ihr Rock schwang und ihr
Haar flog. Sie drehte sich, Juhan trat nun auf, umfasste ihre Hüfte, und ihr
gemeinsamer Reigen drehte sich vor den Funken des Mittsommerfeuers. Das Feuer
reflektierte sich in seinen Augen, die vor Verliebtheit glühten. Sie hielten
einander an den Händen, als ihnen Lagle, Sigrun und Arvo applaudierten. Juhan
küsste Siiri auf die Stirn. Sie erwiderte einen freundschaftlichen Kuss auf
seine Wange. Er war noch zu jung, jünger als sie, um sich mehr zu trauen, und
er ließ sie sich abwenden, am Feuer vorbei. Schließlich setzte sie sich neben
Sigrun.
Arvo hielt sein Versprechen,
forderte Lagle zum Tanz über das Feuer auf.
„Nein, tut mir leid“, lehnte
Lagle ab. Sie wollte nicht so verwirrt klingen, wie ihre Gefühle sie machten.
„Aber ich bin jetzt einfach nur müde.“ Damit er ihr das auch abnahm, stützte
sie ihren Kopf in die Hände.
„Nun komm schon, an Mittsommer
ist niemand müde“, bestand er, streckte ihr die Hand entgegen.
Sie gab ihm nach. Er zog sie
hoch, führte sie zum Feuer. Sein fester Griff hielt ihre Hüften fest, sie legte
die Arme auf seine Schultern.
„Dich will ich, nicht sie“,
flüsterte er.
„Wie hältst du das nur aus? Oder
spielst du mit mir?“
„Ich bin zu alt für dumme Spiele“,
antwortete er. „Erweis mir die Ehre.“
Nie zuvor hatte sie die Glut des
Mittsommerfeuers so heiß gespürt.
© Ira Ebner 2010, 2018
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