#Autorenwahnsinn Sommerloch-Edition Tag 29: Killed Darlings - Gelöschte Szenen Outtake "Das deutsche Spiel" Eisners Töchter und Söhne

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Gegen Ende musste ich mich entscheiden: Lasse ich die Szene drin, oder nehme ich sie ebenfalls besser raus, weil sich damit das Finale nur in die Länge zieht? Ich habe beschlossen, auf die München-Szene zu verzichten. Die Vernunft siegte.

München ist meine Stadt und es fiel mir nicht leicht, mich von dieser Sequenz zu trennen. Im Roman macht Arne Steenborg bereits einen Abstecher ins Blaue Land und auf die Zugspitze, also schmerzt es nicht so sehr. 

Dafür bekommt ihr unveröffentlichtes, unlektoriertes Bonusmatrial.





Der Jet der Flugbereitschaft blieb auf seiner Position. Arne Steenborg schob die Manschette zurück und sah auf die Uhr. In wenigen Minuten sollte die Maschine Richtung München abheben. Der Steward kam und beugte sich zu Arne.

          „Herr Steenborg, Sie und Ihre Begleiter müssen leider aussteigen. Es gibt ein technisches Problem und wir müssen das Flugzeug wechseln.“

          „Wie lange wird das dauern?“, fragte Arne.

          „Vielleicht eine halbe Stunde?“, antwortete der Steward.

        Arne, Julian Markowski und der Personenschützer stiegen über die Treppe aus. Sie warteten unter einem grauverhangenen Himmel. Der Wind trug den Lärm der startenden und einrollenden Flugzeuge von den anderen Bahnen herüber. Arne griff zu seinem Telefon, wählte eine Nummer. (...)

          „Mit oder ohne Verspätung - in Bayern Wahlen zu gewinnen, ist eine historische Aufgabe“, sagte er zu Julian und schob das Iphone in sein Jackett. „Ich beneide niemanden, dort um ein Mandat zu kämpfen.“

          Endlich stand das andere Flugzeug bereit.

          „Wir warten noch auf die Freigabe vom Tower“, sagte der Steward.

          Arne nahm am Fenster Platz. Krähen staksten durch den Grünstreifen. Eine saß auf einem Positionsschild und neigte ihren Schnabel.

          Ist das ein Zeichen? Nein, du glaubst nicht an Zeichen. Es wird gut gehen. Du wirst in München ankommen, ins Auto steigen und reden. Wie immer wirst du reden. Reden und hoffen.
Aus dem Lautsprecher kam die Durchsage, ready for takeoff.
 

Kein weißblauer Himmel, sondern eine graue Decke spannte sich über den Odeonsplatz. Sie berührte das Dach der Feldherrenhalle mit ihrer patinierten Siegesgöttin. Es nieselte. Die Theatinerkirche wirkte düster. Und doch waren Eisners Töchter und Söhne gekommen, um ihn, Arne Steenborg zu hören. Zwischen Theatinerkirche und den blau angelaufenen Bronzelöwen vor der Feldherrenhalle. München bot sich nicht von seiner Postkartenseite an.
          Während das Vorprogramm die Wartenden einstimmte und die Zeit füllte, trat Arne an den Tisch vor der Bühne. Da saß eine Genossin, die Zöpfe zu einer bronzenen Krone um den Kopf gewickelt. Sie gehörte nicht zur Parteiprominenz, war einfach nur da und hatte die Bank freigehalten. Arne gab ihr die Hand. Aus ihrem Staunen wurde Glauben. Der Personenschützer setzte sich dazwischen.
          Und dann war es wieder soweit: Die Bühne betreten und reden. Reden, überzeugen, Applaus bekommen und sich verneigen.

 

© Ira Ebner 2016

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