Schreibtagebuch: Durch ein dunkles Land

Winding through the hot night
Without my headlights
20/20 hindsight
(The Bangles "Crash and Burn") 

Arnes Reise endet. Vorläufig, denn nächstes Jahr werdet ihr dabei sein, wenn "Das deutsche Spiel" erscheint. Dann dürft ihr Arne und Gesa durch Deutschland begleiten. Ihr werdet die Antwort bekommen, ob die beiden am Ende ins Kanzerlamt einziehen, denn sie haben hart genug dafür gekämpft und mehr erduldet, als sie hätten müssen. Doch so ist es in der Politik, der "Kunst des Möglichen".

Ein Jahr und zwei Monate lang habe ich an einer Geschichte gearbeitet, die heraus wollte, weil sie tief in meinem Herzen lag. Jetzt heißt es Ende. Finale. Schluss. Oder? Noch ein Epilog, Deutschland, ein Jahr - und die Welt dreht sich weiter und die Geschichtsschreibung setzt sich fort.

Bevor ich Euch von meinem neuen Projekt erzähle, kommt noch einmal mit an Bord der Nordseefähre, die Arne in der frühen Herbstnacht zurück ans Festland bringt. Ein dunkles Land liegt vor ihm. Etwas dräut am deutschen Himmel und zeigt sich noch nicht ganz klar. Erste Begegnungen mit "besorgten Bürgern" hat Arne bereits gemacht und auch die Ansichten der Nichtwähler gehört.

Bald schlagen wir die Seiten um und finden uns mit der Neufassung der "Himmel, Erde, Schnee"-Dilogie in einem totalitären System wieder, denn zwischen der nicht allzu weit zurückliegenden Vergangenheit und der Zukunft liegt nur ein Atemzug. Wenn Demokratie und Meinungsfreiheit einmal verloren gehen, kann es sehr mühsam und gefährlich sein, diese wiederzuerlangen.
Das ist der Ausblick auf den nächsten Roman. Bleiben wir noch eine Weile bei Arne und begleiten ihn nach Hause.

Kommen wir zu der Szene, in die ich euch hineinlesen lasse. Ich mag sie wegen der Atmosphäre und dem spärlichen Licht.




Im Norden wurde es bereits ab acht Uhr abends dunkel, als sollte niemand daran zweifeln, dass der Herbst den Sommer endgültig verdrängte. Die Fähre Richtung Festland schaukelte durch die Wellen der Nordsee und durch die Nacht.
          Arne blieb im Auto. Unter dem Schein des Innenlichts bereitete er sich auf den nächsten Tag vor, den Kugelschreiber zwischen die Finger geklemmt. Das Briefing für seinen nächsten Besuch, Presseberichte, das Geschehen in der Welt jenseits des Wahlkampfs und die neuesten Umfragen. Endlich holte er auf. Arne zeichnete mit dem den Kugelschreiber eine Linie zwischen dem Balken der Kanzlerin und ihm. Sie hatte von ihrer Beliebtheit eingebüßt und er dazugewonnen. Nur noch wenige Tage, um sie einzuholen. Das Schaukeln machte ihn müde. Er ließ seine Unterlagen auf den Schoß sinken.
Nach Hamburg, nach Hause, war es nicht mehr weit. Anlegen und dann runter von der Fähre. Durch die nordfriesische Provinz, an abgeernteten Feldern und Weiden mit stehend schlafenden Kühen vorbei. Zu Hause war nahe, das eigene Bett, und doch nie genügend Schlaf. Kein Schlaf bis zum Morgen nach der Wahl, und als was er dann erwachte. 
 Arne blickte in die Lampe. Das Plastik dimmte ihre volle Helligkeit. Er fasste in sein Jackett, das am Bügel über der Tür hing, und nahm sein Iphone. Gesa sollte wissen, dass er unterwegs war. Noch auf dem Meer, und doch heimwärts.




© Ira Ebner 2016

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