Großstadtpoesie - Rezension "Die Nebelfrau - Als der Komet über Düsseldorf stand" von Jürgen Schmidt

Hale Bopp und die leicht überdrehten Frauenromane - da war doch etwas? Das war Ende der 1990er Jahre. Der Roman "Die Nebelfrau - Als der Komet über Düsseldorf stand" ist das Debüt des Autors Jürgen Schmidt, den er 1998 zum ersten Mal veröffentlicht hatte.

Fast 20 Jahre später erscheint "Die Nebelfrau" neu. Das Cover stammt aus der Zeit der Erstveröffentlichung. Stilistisch und dramaturgisch hat aber der Roman in 20 Jahren nichts eingebüßt, im Gegenteil, gerade im von kurzfristigen Trends geprägten Buchmarkt verlieren Geschichten wie die des 23jährigen Studenten Frank, seines Freunds Schwan und der Unbekannten von gegenüber in ihrem Alltag nichts an ihrem Zauber. Genau diesen Zauber des Alltags, in einer Wohnung in Düsseldorf, in der Frank zwischen Kaffeedosen, einem Radio und dem Fenster zur Unbekannten B. lebt, liebe ich.

Zum Inhalt: Der Sommer 1997 wird heiß, sehr heiß. Über dem Himmel von Düsseldorf zieht der Jahrhundertkomet Hale Bopp seine Bahn und gegenüber des Studenten Frank richtet sich die blonde B. ihre Wohnung ein. B steht am Namensschild und Frank nennt die Unbekannte für sich Barbara. Sie zieht ihn in seinen Bann, obwohl sie einander weder direkt begegenen, noch ein Wort miteinander wechseln. Lediglich das Fenster dient als Projektion für Franks teilweise skurriler Projektionen auf Barbara. Zögernd, ob und wie er mit Barbara den ersten entscheidenden Kontakt aufnehmen soll, jagt er seinen Vorstellungen und Träumen nach wie dem Schweif eines Kometen.

Ich habe meiner Rezension den Titel "Großstadtpoesie" gegeben, Sätze wie "Mit ihrer bekannten Unentschlossenheit springen flackernd die Straßenlaternen an", oder "Meinetwegen bräuchte die Sternenreise nicht unterbrochen zu werden, doch ich befürchte, dass sich irgendwelches Licht in den Gläsern spiegeln könnte", entspringen Straßen und Wohnhäusern, aber sie klingen nach, dass ich sie gerne noch einmal gelesen habe.
Jede oder jeder, der auf eine ähnliche Weise in jemand unnahbaren verliebt war, kennt dieses Um-Sich-Ranken von Wünschen, Vorstellungen, Träumen, denen die eigenen Bedenken im Weg stehen. Ergänzt wird dieser kurzweilige Roman vom Sich-zwar-finden ... (und mehr will ich nicht verraten) durch sympathische Fachsimpeleien zwischen Männern, Frank und seinem Freund, den Schwan. Schmidts Stil ist griffig und anschaulich, was das Lesevergnügen steigert und auch ich habe lange über die ominöse Barbara gerätselt. 

Beide sind mir sehr sympathisch: Frank, der Träumer und Barbara, der Freak. Und auch Schwan höre ich gerne über Fußball reden.

Für alle, die eine andere Liebesgeschichte suchen, ist "Die Nebelfrau - Als der Komet über Düsseldorf stand" das richtige Buch.

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