So manchen literarischen Schatz habe ich auf Flohmärkten oder in der Bücherei meiner Heimatstadt erstanden. Ich stöbere gerne und auch mit Erfolg. Kurz vor dem Urlaub habe ich mich noch eingedeckt, unter anderem mit Hillary Clintons "Gelebter Geschichte" und mit dem Roman, den ich heute rezensiere.
"Das Geheimnis der Wölfin" hat mich im wahrsten Sinne des Wortes beeinflusst. Der Klappentext verspricht:
Nach vielen Jahren kehrt die Hebamme Helene zurück in jenes Dorf, in dem
sie nach dem Krieg gelebt hat – und zu ihrer Tochter Lara. Doch die
beiden sind sich fremd geworden. Kann ihnen die Geschichte ihrer Familie
einen Weg zueinander weisen?
Helene Wolf, genannt »die Wölfin«, stammt aus einer Königsberger Familie, in der sich der Beruf der Hebamme von einer Generation auf die nächste vererbt. Auch sie hat diesen Beruf einst ausgeübt – in dem kleinen Dorf Nowgoje mitten in Sibirien, in das der Krieg sie verschlagen hatte. Sie lernte den Arzt Viktor kennen und lieben und bekam eine Tochter von ihm – doch Viktor war verheiratet. Viele Jahre kämpft Helene um ihre Liebe – und um die Anerkennung der Menschen in dem Dorf. Doch zu tief sind die Wunden, die die Vergangenheit geschlagen hat, und zu sehr noch leidet Helene unter einem düsteren Geheimnis, das sie nicht mal mit ihrer Tochter Lara teilen kann. Sie verlässt das Dorf und kehrt erst Jahre später in ihr kleines Haus am Rande der Wälder zurück. Dort findet sie Laras Aufzeichnungen über die »Wölfinnen«, jene Frauen ihrer Familie, die als Hebammen mehr als einmal mit der Obrigkeit in Konflikt gerieten …
Helene Wolf, genannt »die Wölfin«, stammt aus einer Königsberger Familie, in der sich der Beruf der Hebamme von einer Generation auf die nächste vererbt. Auch sie hat diesen Beruf einst ausgeübt – in dem kleinen Dorf Nowgoje mitten in Sibirien, in das der Krieg sie verschlagen hatte. Sie lernte den Arzt Viktor kennen und lieben und bekam eine Tochter von ihm – doch Viktor war verheiratet. Viele Jahre kämpft Helene um ihre Liebe – und um die Anerkennung der Menschen in dem Dorf. Doch zu tief sind die Wunden, die die Vergangenheit geschlagen hat, und zu sehr noch leidet Helene unter einem düsteren Geheimnis, das sie nicht mal mit ihrer Tochter Lara teilen kann. Sie verlässt das Dorf und kehrt erst Jahre später in ihr kleines Haus am Rande der Wälder zurück. Dort findet sie Laras Aufzeichnungen über die »Wölfinnen«, jene Frauen ihrer Familie, die als Hebammen mehr als einmal mit der Obrigkeit in Konflikt gerieten …
Klang zuerst ansprechend. Das Cover zeigt einen Weg, der durch einen Birkenwald führt und passt optisch zum Ort der Handlung, also Sibirien. Buch in den Koffer gepackt und auf die Lektüre am Strand gefreut.
Schon zu Beginn befiel mich das Gefühl, daneben gegriffen zu haben. Mich hat die Schreibweise der russischen Namen gestört, da sie nicht korrekt ist. Es gibt keinen "Victor" und auch keine "Katharina". Wenn schon, dann Wiktor und Jekaterina, oder wenigstens Katja. "Dimitri" ist griechisch, Dmitrij ist russisch. Es wäre das selbe, als mogelte eine Autorin oder ein Autor eine Julia in einen Italien-Roman. Giulia, richtig? Also, wenn ein Roman in einem anderen Land handelt, sollte man sich vorher über die gängigen Namen informieren.
Nicht nur die Namen, sondern auch die Charaktere entsprechen mehr der besonderen Vorstellungskraft der Autorin. Wiktor oder Victor wird wie eine Mischung aus Iwan Rebroff und Doktor Schiwago beschrieben. So kann er meinetwegen aussehen, aber zumindest sollte er dann auch die Mentalität eines Russen besitzen und kein westliches Klischee sein. Soweit wie ich gekommen bin, konnte ich auch kein Rückgrat bei dem Taiga-Doktor ausmachen. Also, seine Frau Katharina ist beste Freundin mit Helene, bzw. Jelena, der Wölfin. Und das, obwohl Helene seine Geliebte war und mit ihm eine Tochter, Lara, hat. Eine lustige Ménage à trois und alle haben sich so lieb.
Ich gebe zu, ich bin nicht über Seite 50 hinausgekommen. Das spricht auch für sich. Handlung, wie auch Hintergründe waren mir zu dünn und zu dilettantisch recherchiert. So wird beispielsweise erwähnt, dass Victor seine Helene mit dem Auto nach Moskau bringt, damit sie in den Westen fliegen kann. Anscheinend ist Frau Schulz-Vobach noch immer vom Mythos beeinflusst, die Russen haben so und so nichts. Es wundert mich, dass sie überhaupt erwähnt, dass es dort Autos gibt. Nachdem ich so früh aus dem Buch ausgestiegen bin, hat sich mir nicht erschlossen, wo genau in Sibirien das ganze spielt. Jede größere Stadt in Russland hat einen eigenen Flughafen und - man möchte es nicht glauben, es heben von dort aus auch Flugzeuge nach Moskau ab. Warum also sollte man mit einem alten Lada tagelang über Holperpisten nach Moskau fahren, nur um rechtzeitig zum Flieger zu kommen? Wer macht das? Macht das eigentlich Sinn?
Zudem kommt noch eine Schamanin hinzu, die wohl einen esoterischen Touch in das Werk bringen soll.
Zudem kommt noch eine Schamanin hinzu, die wohl einen esoterischen Touch in das Werk bringen soll.
Ein weiterer Punkt, warum ich die Lektüre abgebrochen habe, war der Schreibstil. Ich weiß aus meiner eigenen Erfahrung, dass man am Satzbau und Stil über Jahre hin arbeitet und Handlungen, wie Beschreibungen nicht immer einfach auszudrücken sind. Aber ich habe mehr als sehr oft die Formulierung "wie Geister", "wie Gespenster" gelesen, und das im Abstand von nur 2 Seiten. Oder, ich wusste zuvor noch nicht, dass Holzscheite im Ofen "laut poltern". Auch diese Formulierung wiederholte sich zwei Sätze später. In den Sätzen ist kein Fluss, sie klingen unbeholfen und holprig. Manchmal musste ich den Satz noch einmal lesen, um den Sinn zu verstehen. Am Ende habe ich die Wörter gezählt und bei einem Satz kam ich auf stolze 99. Zu Hause habe ich meine eigenen Bücher herausgeholt und selbst nachgezählt. Hand aufs Herz, 99 habe ich weit unterboten.
Alles in allem hat sich mir während der Lektüre die Frage aufgedrängt, wie ein Verlag wie Knaur dieses Manuskript veröffentlichen konnte. Kein Lektor hätte solch sperrige und unbeholfene Sätze durchgehen lassen. Wenn man noch dazu bedenkt, dass es Tausende von begabteren Autorinnen und Autoren gibt, die Manuskripte einsenden und bestenfalls noch eine begründete Absage kassieren.
Alles in allem hat sich mir während der Lektüre die Frage aufgedrängt, wie ein Verlag wie Knaur dieses Manuskript veröffentlichen konnte. Kein Lektor hätte solch sperrige und unbeholfene Sätze durchgehen lassen. Wenn man noch dazu bedenkt, dass es Tausende von begabteren Autorinnen und Autoren gibt, die Manuskripte einsenden und bestenfalls noch eine begründete Absage kassieren.
Fazit: Mit Hillary Clinton wäre ich besser gefahren. Wer Bücher über Russland lesen will, sollte lieber zu den Klassikern greifen, oder gleich zu "Doktor Schiwago" im Original.
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