Am 1. Juni geht mein neuer Roman Schwalben an den Start. Also rechtzeitig zum Sommer, zur Zeit der Schwalben und zur Zeit der Urlaubslektüren. Wenn man so will, ist das der (vorläufige) Abschluss meiner Estland-Trilogie. Ich sage vorläufig, ausschließen will ich nichts, wenn mich die Inspiration wieder anspringt, oder die Themen mich finden. Und Trilogie, vielleicht - aber in "Schwalben" kommt niemand vor, dem wir bereits in "Himmel, Erde, Schnee" 1 und 2 begegnet wären. Eigentlich bin ich kein Fan von Fortsetzungen, weil ich der Meinung bin, dass irgendwann ein definitives Ende kommen muss und an einem gewissen Punkt läuft sich jede Idee einmal aus und der Zauber verfliegt. Glückwunsch an alle, die einen langen Atem haben und Fortsetzungen schreiben können. Trilogie, weil es um ein Land und seine Geschichte geht, und die war mehr als dramatisch und spannend und hatte 1991 auch einen guten Ausgang.
"Himmel, Erde, Schnee" spielt in den 1970er bis frühen 1990er Jahren, also nicht so weit von heute entfernt. "Schwalben" geht noch einmal einen Sprung zurück, zurück zum Ursprung und zum Sinn der Freiheitsbewegung in Estland (und auch in Lettland und Litauen), nämlich zum Beginn des 2. Weltkriegs. Ich setze an der gemeinsamen Geschichte von Deutschen und Esten an, denn bereits im Mittelalter kamen die deutschen Ordensritter, um Livland (im heutigen Lettland) und Estland zu besiedlen. In beiden Ländern hatte die deutsche Oberschicht bis 1939 großen Einfluss. Das kann man jetzt auch unter dem Aspekt sehen, dass dieser Oberschicht nicht viel daran gelegen war, die Einheimischen zu alphabetisieren, oder ihnen große Rechte einzuräumen.
Wer zum Beispiel durch Tallinn geht, findet deutsche Spuren, etwas das Schwarzhäupterhaus, oder Burgen und Gutshäuser auf dem Land. Nach der Unabhängigkeit Estlands 1918 wurde der deutsche Adel enteignet. Und 1939, nachdem Hitler und Stalin ihren Pakt geschlossen hatte, der die Teilung Polens und die Annexion der Baltischen Staaten zur Folge hatte, wurden die Deutschen "heim ins Reich" geholt und waren damit die ersten Heimatvertriebenen des 2. Weltkriegs. Soviel zur Theorie und die kleine Geschichtsstunde ist jetzt auch zu Ende.
Ich habe vieles dazugelernt und über das Land und seine Leute erfahren. Meine Freundin Kaie hat mir, nachdem ich sie schon fast wöchentlich Kapitel um Kapitel frisch versorgt hatte, so viele Hinweise und Anregungen gegeben, die ich nicht wissen konnte. Ihr verdanke ich auch Kaljus Namen, nachdem wir entdeckt hatten, dass er nicht nur typisch für seine Zeit war, sondern auch eine Bedeutung hat. Kalju heißt der Fels, und Kask die Birke. Also ... Nicht zuletzt möchte ich mich an dieser Stelle auch bei Tom Jay für das bezaubernde Cover bedanken. Ich hatte ihm gesagt, wie ich es mir vorstelle, einfach nur ein Cover für einen historischen Roman. Daraus ist mehr geworden als das und es war Liebe auf den ersten Entwurf.
"Schwalben" spielt in einem Ort an der Ostsee, unweit des Seebands Pärnu, deutsch Pernau. Ich verwende jeweils die deutsche, wie auch die estnische Bezeichnung, wie etwa Reval für Tallinn, oder Dorpat für Tartu. Dort lebt Fee Quint, wohlbehütet und erhaben im elterlichen Anwesen über dem Dorf. Unten am Hafen wohnt die Fischerfamilie Kask und Fee verliert ihr Herz an deren Sohn Kalju. Da Deutsche und Esten nur im seltensten Fall geheiratet hatten, ist die Beziehung Fees Eltern ein Dorn im Auge. Überhaupt, es war auch nicht standesgemäß, dass eine höhere Tochter sich mit einem Fischer einlässt. Fee und Kalju haben außerdem schwierige Brüder, da ist Gero, der mit dem Nationalsozialismus sympathisiert und Toomas, der Kommunist. Mit den beiden geraten auch die beiden extremistischen Weltanschauungen der damaligen Zeit aneinander. Nicht nur die Eltern, sondern auch der Ausbruch des Kriegs und der Einmarsch der Sowjets in Estland stellen ein Hindernis zwischen Fee und Kalju. Ein ganzer Kontinent liegt zwischen ihnen, Tod, Vertreibung - und die scheinbare Unmöglichkeit eines Wiedersehens. Bis, ja, bis ... Und Toomas kommt als NKWD-Agent wieder, um estnische Widerstandsgruppen ("Waldbrüder" oder metsavennad) auszuheben.
Meret, Fees Enkelin in der Jetzt-Zeit, reist von München nach Tallinn. Erst einmal mit ihrer Firma, die sich zu gerne in E-Stonia einkaufen würde, Stichwort Skype. Sie hat Zweifel an der Übernahme und legt sich mit ihrem Chef an. Und mit Hilfe von Raivo, den sie in Tallinn kennenlernt, kommt sie Kalju und sich selbst auf die Spur.
Der Kurztrip nach Tallinn letztes Jahr hat sich gelohnt. Ich habe so viel an Inspirationen und Eindrücken mitgenommen, dass ich eigentlich Übergepäck hätte zahlen müssen, aber zum Glück ist das gratis mit dabei, genauso wie die nordische Sonne an kalten Frühlingstagen. So gibt es nicht nur die Vergangenheit, sondern auch das Hier und Jetzt.
Trilogie abgeschlossen und was kommt dann? Ich arbeite daran und bleibe im 20. Jahrhundert, vielleicht an einem anderen Schauplatz? Ich bleibe auch im Norden und widme mich einem anderen ... ähm ... Phänomen, das seine Auswirkungen bis zum heutigen Tag hat.
Erst einmal gehört der Sommer den "Schwalben", denen am Himmel und auch denen auf Papier.
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